Organspende - Deutschland als Entwicklungsland?
11.000 Menschen warten in Deutschland auf ein lebensrettendes Organ. Die Zahl der Organspender dagegen ist bei uns auf einem absoluten Tiefstand.
2013 spendeten nur noch 876 Menschen überhaupt Organe, noch einmal 16% weniger als in 2012! Damit ist Deutschland das Schlusslicht in Europa.
Was ist der Grund für die stetige Abnahme der Spendebereitschaft?
Dr. Thomas Breidenbach, geschäftsführender Arzt der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) sagt hierzu:“Schuld ist der Transplantations-Skandal. Das Vertrauen ist zerstört, bei den Ärzten genauso wie in der Bevölkerung.“ Die Folge der wenigen Spende-Organe: Mediziner fälschten die Daten ihrer Patienten, damit sie auf der Warteliste weiter nach oben rutschten und bessere Chancen auf ein Spende-Organ hatten.
2003 gründete sich der Verein „Junge Helden“ in Berlin, der durch Aufklärung aktiv etwas gegen die immer weiter sinkende Organspendezahlen tun. So fand aktuell im Klinikum Großhadern in München die Veranstaltung „Schüler in die Transplantationszentren“ statt.
Seit 2001 hat es bereits 99 dieser Aufklärungsveranstaltungen für Schüler gegeben und mehr als 6000 Schüler und 500 Lehrer wurden über das Thema „Organspende“ aufgeklärt. „Junge Helden“ versucht darüber hinaus, die Jugendlichen bei ihren Freizeitaktivitäten wie z.B. in Discos und Clubs zu erreichen und holt sich dafür auch prominente Unterstützung wie Schauspieler Jürgen Vogel und Matthias Schweighöfer.
Dennoch: die DSO schätzt, dass nur rund 10% der Deutschen einen Organspendeausweis haben.
Fragt man jedoch die Menschen auf der Straße, so befürworten rund 78% die Organspende. Aber dabei bleibt es oft auch, denn der Schritt zum Organspendeausweis machen dann doch nur die Wenigsten. Warum ist das so? Sind wir zu bequem, haben wir keine Zeit, uns mit dem Thema auseinander zu setzen oder haben wir uns sowieso noch nicht mit dem Thema Tod beschäftigt?
In vielen anderen europäischen Ländern wie z.B. Österreich, Belgien oder Spanien läuft es genau umgekehrt. Dort muss man schriftlich erklären, wenn man nach dem Tod keine Organe spenden will!
Was hält die Menschen in Deutschland davon ab, Organspender zu werden?
Dr. Thomas Breidenbach begründet die Ablehnung damit, dass viele die Angst haben, dass als potentieller Organspender im Fall einer Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr alles für sie getan wird, um das eigene Leben zu retten. Oder, dass sie im Fall einer Organentnahme noch etwas davon spüren. Doch diese Angst ist unbegründet, denn die Entnahme wird in jedem Fall erst dann entschieden und vorgenommen, wenn die Diagnose „Hirntod“ von zwei verschiedenen Ärzten unabhängig voneinander festgestellt wird. Diese beiden Ärzten dürfen dann auch nicht an der Transplantation teilnehmen.
Aufklärungsbedarf gibt es auch hinsichtlich der Intensivtherapie, die nach dem Tod dafür sorgen muss, dass die Organe am Leben bleiben.
Missbrauch muss verhindert werden, daher gibt es verschiedene Kontrollorgane, die miteinander kooperieren und sich gegenseitig überprüfen. Ganz oben steht hier die DSO, die von den Ärzten informiert wird, wenn es in ihrer Klinik einen möglichen Organspender gibt.
Wichtig: die Organentnahme wird in der Regel in dem Krankenhaus vorgenommen, in dem der Spender verstorben ist.
Was wird noch an Aufklärungsarbeit geleistet?
Mit der Änderung des Transplantationsgesetzes wurden die Krankenkassen verpflichtet, aktiv über die Organspende aufzuklären. So wurden bis Oktober 2013 an alle Versicherungsnehmer Broschüren, die auch einen Organspendeausweis enthielten, verschickt.
Gut zu wissen:
die Entscheidung für Organspende ist keine Entscheidung auf Lebenszeit, niemand muss sich endgültig festlegen. Wer seine Meinung ändert, muss lediglich seine ursprüngliche Erklärung vernichten. Auf einem neuen Organspendeausweis kann dann die geänderte Einstellung dokumentiert werden. Ratsam ist es außerdem, ein Familienmitglied oder eine andere vertraute Person über die geänderte Einstellung zu informieren.
Weitere Informationen über Organspende erhalten Sie auch in unserem Notfallordner, den wir unseren Kunden kostenlos zur Verfügung stellen. Hierin können Sie alle wichtigen Dokumente wie z.B. auch Testament, Patientenverfügungen, Vollmachten usw. aufbewahren. Wir vereinbaren gern einen Termin mit Ihnen