Fleißige Senioren - der Ausstieg aus der Arbeitswelt
Viele Menschen arbeiten in Deutschland 40 bis 45 Jahre ihres Lebens. Sie identifizieren sich mit ihrer Arbeit, verbringen oft mehr Zeit mit den Arbeitskollegen als mit der eigenen Familie und haben Spaß an dem, was sie tun.
Und dann?
Auf einmal ist das Rentenalter erreicht, Ausstieg aus der Arbeitswelt – von hundert auf null?
Wollen die Rentner in Deutschland das wirklich, sind sie froh, von den Pflichten des Alltags entbunden zu werden? Oder können sich viele ein Leben ohne den Job gar nicht vorstellen und wissen nichts mit der neu gewonnenen Zeit anzufangen?
Fakt ist: vielen Menschen, denen die Arbeit viel Spaß bereitet hat, freuen sich nicht wirklich darauf, untätig zu Hause zu sein. Der volle Job mit 40 Wochenstunden muss es nicht unbedingt sein, aber 15 bis 20 Wochenstunden zu arbeiten, können sich viele durchaus vorstellen. Die Senioren von heute sind körperlich und geistig fitter – ein heute 60-jähriger ist so fit wie ein 50-jähriger vor 20 Jahren. Es ist erwiesen, dass der Alterungsprozess langsamer fortschreitet umso aktiver man bleibt. Für viele gibt das Arbeitsumfeld dem Leben einen Sinn, sie brauchen es, gefordert zu werden.
Einige Unternehmen bieten bereits Angebote für ältere Menschen an, wichtig scheint es, das Potential der Älteren auszunutzen, denn die Bevölkerung wird sich bis 2030 so entwickeln, dass rund 6,5 Mio Menschen dem Arbeitsmarkt fehlen werden. Notwendig werden sicherlich flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle.
Einige europäische Länder machen es vor:
in Norwegen ist beispielsweise ein flexibler Renteneintritt von 62 bis 75 Jahren möglich, in Großbritannien wurde die Obergrenze für den Renteneintritt komplett aufgehoben.
Das europäische Statistikamt Eurostat hat 2013 eine Untersuchung veröffentlicht, die zeigt, dass zwar nur insgesamt 50,1% der EU-Bevölkerung im Alter von 55 bis 64 Jahre noch erwerbstätig sind. Aber diese Zahl wurde aus dem Durchschnitt von 28 EU Staaten errechnet und wird von den wirtschaftsschwächsten Ländern (Griechenland, Portugal, Spanien, Zypern) extrem nach unten gezogen.
In den skandinavischen Ländern ist die Quote der erwerbstätigen Senioren hingegen überdurchschnittlich hoch:
- 81,1% in Island
- 73,6% in Schweden
- 61,7% in Dänemark
- 58,5% in Finnland
Aber auch die Schweiz, Deutschland und die Niederlande können fleißige Senioren verzeichnen. Hier liegt die Quote bei
- 71,7% in der Schweiz
- 63,5% in Deutschland
- 60,1% in den Niederlanden
Stellt sich die Frage:
Sind diese Länder so stark, weil ihre Senioren tatkräftig ihren Beitrag dazu leisten oder haben diese Länder so viele Senioren, die in Berufen arbeiten, die eine Beschäftigung im Rentenalter zulassen?
Wie eine Beschäftigung im Rentenalter aussehen kann, hängt sicherlich vom Einzelfall und von der Art der Tätigkeit ab. Ein Dachdecker oder Berufskraftfahrer wird nicht noch im Seniorenalter seinen ursprünglichen, körperlich anstrengenden Job ausüben können und wollen. Dennoch gibt es Berufe in anderen Bereichen, in denen eine Tätigkeit im Rentenalter durchaus vorstellbar ist.
Warum nicht den Vorteil nutzen und Menschen, die gern arbeiten auch arbeiten lassen?
In Deutschland ist die sogenannte „Flexirente“ geplant, d.h. der Arbeitnehmer soll nach Erreichen der Regelaltersgrenze befristet weiterarbeiten können, wenn der Arbeitgeber hierzu seine Zustimmung gibt. Hierüber wird jedoch noch von der Bundesregierung entschieden werden.
Beschlossen hingegen in in Deutschland die abschlagsfreie Rente mit 63 – die diesen Zukunftsaussichten auf dem Arbeitsmarkt im Prinzip entgegen wirkt…